Kommunikationstypen

Kommunikationstypen

Großer Aufruhr im Wald: Es geht das Gerücht um, der Bär habe eine Todesliste.
Alle fragen sich, wer denn nun da drauf steht.
Als erster nimmt der Hirsch allen Mut zusammen und geht zum Bären und fragt ihn:
„Sag mal Bär, steh ich auch auf deiner Liste?“
„Ja,“ sagt der Bär „auch dein Name steht auf der Liste.“
Voll Angst dreht sich der Hirsch um und geht. Und wirklich, nach 2 Tagen wird der Hirsch tot aufgefunden.
Die Angst bei den Waldbewohner steigt immer mehr und die Gerüchteküche um die Frage, wer noch auf der Liste steht, brodelt.
Der Keiler ist der erste dem der Geduldsfaden reißt und der den Bär aufsucht um ihn zu fragen, ob er auch auf der Liste steht.
„Ja“ antwortet der Bär „auch du stehst auf der Liste“.
Verängstigt verabschiedet sich der Keiler vom Bären. Und auch ihn fand man nach 2 Tagen tot auf.
Nun bricht die Panik bei den Waldbewohnern aus.
Nur der Hase traut sich noch den Bären aufzusuchen.
„Bär, steh ich auch auf der Liste?“
„Ja, auch du stehst auf der Liste“
„Kannst du mich da streichen?“
„Ja klar, kein Problem“

So einfach kann Kommunikation sein! Wirklich??

Kommunikation stammt aus dem Lateinischen communicare und bedeutet „teilen, mitteilen, teilnehmen lassen; gemeinsam machen, vereinigen“.

Kommunikation hat etwas mit Gemeinschaft (lat.: communis) zu tun. D.h. Kommunizieren kann man nicht alleine, man braucht dazu einen oder mehrere Gegenüber. Daraus können wir erkennen, was jedem von uns wahrscheinlich sowieso klar war: Kommunikation hat mit Beziehung zu tun.

Kommunikation ist alltäglich und verläuft scheinbar selbstverständlich, so dass sie nicht weiter problematisch erscheint. Für die meisten Situationen reicht dies auch aus; es wäre zu aufwendig, die eigene Kommunikation ständig zu hinterfragen. Erst bei Missverständnissen und Misserfolgen, die mit Kommunikation in Zusammenhang gebracht werden können, wird Kommunikation problematisiert.

Um eine gute Beziehung zu leben, ist Kommunikation Vorraussetzung. Eine gute Kommunikation funktioniert aber nicht von selbst. Im Laufe der Jahre entwickelt jedes Paar ganz bestimmte Kommunikationsmuster, bestimmte Verhaltensweisen, die teilweise völlig unbewußt ablaufen. Wir verhalten uns dann stereotyp so, wie wir es kennen und wie wir es schon immer gemacht haben. Dabei kann es sein, dass wir eine stereotype Verhaltensweise benutzen, die die Kommunikation hemmt und für den guten Verlauf eine Blockade darstellt. Nach Chapman gibt es 4 solcher Verhaltensmuster:

1. die Taube („ich will Frieden um jeden Preis“):

Bei diesem Verhaltensmuster wird alles getan oder auf alles verzichtet um des lieben Frieden willen. Typische Aussagen sind:

  • „Das macht mir schon nichts aus“
  • „Wenn’s dich glücklich macht, bin ich zufrieden.“

Die Taube tut alles, um den anderen bei Laune zu halten; sie entschuldigt sich häufig auch bei Lappalien, wenn diese den Partner verärgern könnte. Sie wird selten widersprechen, wie sehr sie sich auch ärgern mag.

Beispiel: Ein Mann (fast 20 Jahre verheiratet) kommt alleine zur Beratung

„In den ersten Jahren hat meine Frau viele Dinge getan, die mich störten. Ich habe um des lieben Friedens willens meistens klein bei gegeben. Ich gehe Konflikten gerne aus dem Weg, aber meine Frau weiß, was sie will. War ich mal anderer Meinung oder kam ihr in die Quere, ist sie gleich an die Decke gegangen. Um solche Ausbrüche zu verhindern, bin ich ihr zunehmend aus dem Weg gegangen. Wenn wir mal ins Gespräch kamen, habe ich ihr nur das gesagt, was sie hören wollte, und immer nur genickt, obwohl ich innerlich kochte. Irgendwann fing ich an, abends länger und länger zu arbeiten. Und wenn ich nachhause kam, verbrachte ich bald mehr Zeit vor dem Computer als mit ihr. Ich habe mich in die Arbeit gestürzt und immer mehr für die Gemeinde getan… Wir haben uns kaum gestritten, aber immer weiter voneinander entfernt…“

Eine Taube, die Konflikte vermeidet, vertut jede Chance, ihrem Partner wirklich nah zu kommen und ihn immer besser kennen zu lernen. Das Resultat ist, das sich das Paar entfremdet.

2. der Falke („du bist schuld!“):

Beim Falken ist immer der andere schuld. Als Chef und Diktator ist er es, der die Verantwortung zuweist. Typische Aussagen sind:

  • „Wenn du was anpackst, geht’s garantiert schief!“
  • „Wie kann man nur so blöd sein!“

Falken scheinen nach außen hin starke Menschen zu sein, aber im Innern sind sie schwach. Sie haben ein schlechtes Bild von sich selbst, deshalb brauchen sie es für ihr eigenes Selbstwertgefühl, andere klein zu halten, bzw. zu machen.

Beispiel: Ein Paar (X) in der Eheberatung.

Frau X. hatte den Termin ausgemacht und war die ersten Male alleine gekommen. Sie schilderte folgende Situation: Als sie heirateten, besaß Herr X. kein eigenes Auto und wohnte noch bei den Eltern. Seine Frau hatte es schwer bei ihm. Für alles gab er ihr die Schuld. Wenn ihm das Essen nicht schmeckte, wenn er zu spät zur Arbeit kam, wenn die Kinder zu laut waren – alles ihre Schuld. Frau X. war eher still und zurückhaltend und wehrte sich kaum. Aber irgendwann, nach Jahren, wurde es ihr zu viel und sie konnte nicht mehr. Sie zog mit den Kindern zu ihren Eltern und suchte sich Hilfe. Sie kam zu mir. Als sie dann das erste Mal gemeinsam zu mir kamen, hatte Herr X. überhaupt kein Schuldverständnis, d.h. er sah überhaupt keinen Schuldanteil an der Ehekrise bei sich selber. Es war ein langer Weg, bis sie anfingen, ihre Kommunikation zu ändern.

Ein Falke, der immer in Angriff lebt, hat keine Chance seinem Partner wirklich kennenzulernen und ihm in Nähe zu begegnen.

3. die Eule („nur nicht aufregen!“):

Die Eule zeigt keine Emotionen. Sie bleibt stets cool und gelassen, findet immer die richtigen Worte und lässt sich auch nicht umstimmen, wenn der Partner eine andere Meinung äußert. Eulen haben logische Antworten auf jede Frage. Bei ihm oder ihr hört sich alles so vernünftig an, dass man sich unwillkürlich fragt, wie man denn überhaupt anderer Meinung gewesen sein konnte. Eine Eule hält sich auch selbst für besonders klug und weise. Sie ist stolz darauf, keine Gefühle zu zeigen und wenn der Partner es tut, wartet sie gelassen ab, bis der Sturm sich legt, um weiter sachlich argumentieren zu können.

Beispiel: Eine Frau erzählt in der Beratung

„Mein Mann bringt mich noch um den Verstand mit seinen Belehrungen. Wenn wir uns streiten, erklärt er mir alles tausendmal, als wäre ich eine Fünfjährige, die von nichts irgendeine Ahnung hat. Aber er regt sich nie auf. Er lässt mich mit meinem Wortschwall einfach ins Leere laufen – hier rein und da raus.“

Eine Eule lässt durch ihre unnahbare Haltung niemanden näher an sich heran. Innige Kommunikation ist nicht möglich.

4. der Strauß („bloß nicht hinsehen, dann geht’s von alleine vorbei!“):

Der Strauß will nicht wahrhaben, was ihm am Partner missfällt. Er äußert sich selten über das, was der andere zu sagen hat. So hat er nach außen auch selten etwas zu bemängeln. Schnell wechselt er das Thema, von Konflikten will er nichts wissen. Er hat selber keinen festen Standpunkt. Wer aber keinen festen Standpunkt hat, wird Gesprächen aus dem Weg gehen – vor allem solchen, bei denen der eigene Standpunkt gefragt ist. Er vermeidet Konfrontation um jeden Preis!

Beispiel: Ein Mann erzählt in der Beratung, ziemlich gefrustet und resigniert über seine Frau:

„Ich kann mit ihr kein ordentliches Gespräch führen. Sie plappert und plappert und sagt im Grunde genommen gar nichts. Wenn ich mal auf sie eingehen will und eine Frage stelle, überhört sie oder stellt mir eine Gegenfrage, ohne dass es einen Zusammenhang hätte. Ich kann kein Thema mit ihr diskutieren, weil sie nicht bei der Sache bleibt. Sie jagt zehn Kaninchen und fängt schließlich kein einziges.“

Kommunikations-Typen wie diese Frau leben mit dem Gefühl, nirgendwo hinzugehören. Es gibt keinen Platz für sie in der Welt. Dieses Selbstbild ist oft schon in der Kindheit entstanden und hat sich im Erwachsenenalter noch verfestigt.

Es ist klar, dass bei dieser Ausgangslage eine nahe und vertraute Beziehung zwischen Mann und Frau nicht möglich ist!